Zum Aufbau nach der Zerstörung ab 1945

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.. daß nicht Vergessen eingesetzt wird in eine neue Rechnung des Grauens.


1945

Am 6.2.1945 wurde Lebus von den Russen besetzt; ein Teil der Gemeinde mit dem Ortspastor Kuntze flüchtete, ein anderer Teil wurde von den Russen bis Schwiebus gebracht. So hatte es Pastor Furchtbar 1946 gehört - so lesen wir es in unserer Chronik. Die Schicksale einzelner Familien sind aber sehr verschieden.  Die Neu-Lebuser z.B., die nicht geflüchtet waren, sind nach Zielenzig gebracht worden. Der Ort war bis Mitte April Kampfgebiet, dabei wurden fast alle Gebäude zerstört. 
Von der Kirche stehen nur die Grundmauern und der zerschossene Turm mit einer Glocke. Das Pfarrhaus war russisches Stabsquartier und ist dabei leidlich erhalten geblieben. Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 fand die erste kirchliche Amtshandlung hier am 19. Juli durch Kantor Wohlfahrt, Frankfurt/O. statt...

In keiner Chronik ist vermerkt:

Ende Juni - Anfang Juli 1945, genauer lässt es sich auch heute nicht sagen, hatte der Bürgermeister von Lebus den Auftrag gegeben, die Dachsteine von der Kirche herunter zunehmen. Mit ihnen wolle er das Haus neben der Schule, ehemals Graf - Lebensmittel, eindecken lassen. Die Ausgabestelle für Lebensmittelkarten sollte hier eingerichtet werden. Die mit der Arbeit Betrauten waren keine Fachleute.
Der bei den Kämpfen beschädigte Dachstuhl brach in das Kirchenschiff ein.
Einer der beiden kam dabei um´s Leben, der andere konnte sich durch einen Sprung auf das Mauerwerk retten. Bis an die Halbinsel der Alten Oder war die Staubwolke zu sehen, die beim Einsturz entstand. 

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1946
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Das Pfarramtssiegel mit dem weißen Kreuz und der umgebenden Dornenkrone kommt in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg häufiger vor. 
Es erinnert an die Leiden und Nöte der Gemeinden bei Kriegsende.

So fand Pastor Erich Furchtbar im Januar 1946 eine Kirchenruine vor. 
"In der Kirchenruine waren die Konfirmanden unermüdlich dabei, die Trümmer aufzuräumen, freiwillig, neben der Schule. Der Pastor natürlich immer unter ihnen; er half, so manchen Formstein aus der ursprünglichen spätgotischen Anlage zu bergen - nach dem Bombardement war so mancherlei zum Vorschein gekommen. So gab es Kirchen- und Kunstgeschichte für Konfirmanden nebenher. Und als das Kirchenschiff gereinigt war - Fußballspiel! Natürlich nicht im Sinne des Herrn Pastors. Allmählich konnte die Kirche wieder Kirche werden."

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1950
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Jubilate 1950 war in der Kirchenruine Konfirmation.

- Die erste Konfirmation in der Kirchenruine war schon ein Jahr früher, im April 1949. Daran erinnerten sich die Jubulare bei der Goldenen Konfirmation im Mai 2000. -

"Es gab dazu sogar Geläut. Eine Glocke war heil im beschädigten Glockenstuhl oben geblieben; eifrig erklommen mutige Jungen mit dem Pastor das Turminnere. Nebenwirkung: ein Knabe zertrümmerte die noch vorhandene Uhr in der Meinung, Edelmetall zu finden, die Sammelstelle aber enttäuschte ihn. Uns übrigens auch, die wir in den Resten der Orgelpfeifen Zinn vermutet hatten. Einzig das zerstörte Gehäuse der Orgel war noch brauchbar. Ein Tischler baute daraus die ersten Kirchenbänke, ohne Lehne versteht sich..."

Dass die Kirche nach der Enttrümmerung in das Finanzierungsprogramm der "Notkirchen im Oderbruch" gekommen ist, verdanken wir unserem Kindergarten.  Darum an dieser Stelle ein Rückblick:

 

Am 14. Juli 1947 öffnete unser Kindergarten seine Türen.
Von der Kirchengemeinde 1925 gegründet, entwickelte er eine rege Aktivität. Ein "Freundeskreis" entstand, der sich um den Erhalt des Kindergartens kümmerte und der Kindergärtnerin zur Seite stand, Elternabende organisierte und Feste - besonders die Sommerfeste im Amtsgarten waren berühmt.
Das ging bis April 1939; dann wurde uns der Kindergarten genommen, enteignet; Pastor Kuntze protestierte - ohne Erfolg. 

buch/bild/kita02.gifAuch das steht in keiner Chronik:
Pastor Furchtbar erzählte von einer Vorladung in die Kommandantur der Sowjetischen Besatzungsmacht.
Zitternd sei er hingegangen; solche Vorladungen bedeuteten oft nichts gutes. Kurz und knapp eröffnet ihm der Ortskommandant: 
"Kirche hat vor dem Krieg Kindergarten gehabt.
Ihr macht jetzt euren Kindergarten wieder auf." 
Damit war der Pastor entlassen!

Drei Tage nach der Eröffnung unseres Kindergartens, wurde der kommunale Kindergarten, gewissermaßen als Konkurrenzunternehmen, eingerichtet.
Vor dem Krieg war der Kindergarten im alten Amtshaus untergebracht. Das war jetzt ein Trümmerhaufen. Wohin mit den Kindern? Es blieb das alte Küsterhaus, der baufällige Anbau der alten Lebuser Schule.

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1950

Johannes Tuchenhagen, ein Baumeister aus Frankfurt (Oder), war mit der Planung und Betreuung der Sanierungsarbeiten am alten Küsterschulhaus betraut. Nach eingehender Untersuchung empfiehlt er dem Gemeindekirchenrat: 

"Nach Ausführung der Arbeiten am Dachstuhl und der notwendigen Dacheindeckungsarbeiten wäre zu erwägen, ob man nicht besser die weiteren Arbeiten im Obergeschoß einstellen soll: 

  • Eine Verlegung der Kindergarten-Räume in das Obergeschoß ist eine Gefahr für die Kinder. Die Aufgangstreppe ist altersschwach und nicht feuersicher.
  • Auch nach Ausführung der notwendigen Wiederherstellungsarbeiten in den Räumen des Dachgeschoßes sind diese nur behelfsmäßig benutzbar.

Es ist daher schon jetzt notwendig festzustellen, ob es nicht zweckmäßiger und wirtschaftlicher ist in die vorhandene Kirchenruine einen Notkirchenraum einzubauen und nach Vollendung der Notkirche die zur Zeit im Erdgeschoß des Gemeindehauses vorhandenen Räume als Kindergarten in Benutzung zu nehmen."

Die entstehenden Ausbaukosten werden bei einfacher Ausführung auf etwa 16-18.000,- DM geschätzt. Die Einbeziehung des Notkirchenraumes ist später in den Gesamtausbau der Kirche möglich.

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1952

... aus der Pfarrchronik:
"Der Wiederaufbau unseres Kirchengebäudes ist im vergangenem Jahr beim Kirchturm steckengeblieben. Dieser wurde neu gedeckt und in allen Etagen ausgebessert. Im Erdgeschoss wurde eine Sakristei eingebaut ..."
Mit Holzschindeln wurde der Turm eingedeckt, wie er es ja schon vor dem großen Brand 1801 war. 
Es wird erzählt, der Dachdecker habe in schwindelnder Höhe ohne Gerüst gearbeitet!

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1953

Pastor Furchtbar wurde nach Eisenhüttenstadt, damals Stalinstadt, berufen. Die Pfarrstelle Lebus war ein Jahr lang vakant. Trotzdem wurde an der Kirche weitergebaut.

1955
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Grundriss ab 1955

Im Juni 1954 kam Pastor Pehla. Der Kirchenbau war soweit vorangekommen, dass man in diesem Jahr die Einweihung vornehmen wollte.

Im Frühjahr war es so weit.
Mit Hilfe Baufirma Fröhlich und unter dem freiwilligem Einsatz vieler Gemeindeglieder wurde das Werk vollendet. 

Am 19. Mai 1955 kann die "Notkirche" eingeweiht werden.

Laut Abkündigung Neujahr 1956 betrugen die Baukosten der Kirche 41.431,70 Mark; die des Kirchturmes 11.491,91 Mark. Von der ehemals ca. 1000 Menschen Platz bietenden Kirchen, steht nunmehr 1/3 der Fläche der Gemeinde für den Gottesdienst bereit.

1958

Im Frühjahr verkaufte die St. Mariengemeinde in Frankfurt (O) ihre Orgel an unsere Kirchengemeinde.
Es war ein zweimanualiges, pneumatisches Instrument aus dem Jahre 1924, erbaut als das Opus 1279 von der Firma Sauer in Frankfurt (Oder). Ursprünglicher Standort war der Gemeindesaal in der Priestergasse. Bis zur Aufstellung dieser Orgel wurde der Gemeindegesang am Sonntag von einem Harmonium begleitet. Es wurde, als die Orgel 1983 außer Dienst genommen und abgebaut werden musste, ebenfalls von der Empore genommen.
 

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1959
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Die Glockengießer aus Apolda waren in Lebus. Nach ihrer Meinung ist der Glockenstuhl in der Lage, drei Glocken aufzunehmen. Verlockend ist das Angebot durch den Verkauf der eigenen Bronzeglocke aus dem Jahre 1931 zu einem vollen Geläut zu kommen. Die Friedenskirche in Frankfurt (O) hatte gefragt. Sie will ihr vorhandenes Geläut sinnvoll ergänzen. Der Handel kommt zustande und die neuen Glocken werden bestellt.
Die Festlegung der Glockeninschriften gerät "zu einer regelrechten Bibelarbeit" in der Sitzung des Gemeindekirchenrates. Die große Glocke trägt die Inschrift: "Wachet und betet", die mittlere Glocke: "Besteht in der Freiheit" (mit dieser wird das tägliche Abendläuten gehalten) und die kleine Glocke: "Unser Herr kommt". Bei vollem Geläut ertönt der Moll-Dreiklang: g - b - d.
 

1965
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Turm 1965

Im Februar 1965 konnte endlich mit der Generalreparatur des Kirchturms begonnen werden. Die deutsche Artillerie hatte den Turm während der Kämpfe um Lebus im Frühjahr 1945 wiederholt schwer getroffen. Eine Berliner Baufirma rüstete den gesamten Turm ein.
Die Kriegsschäden wurden vollständig beseitigt. Der Turm erhielt auch bei dieser Gelegenheit eine vorschriftsmäßige Blitzschutzanlage. Die Kirche bekam eine moderne Lichtanlage. Das Kirchenschiff wurde erstmalig ausgemalt.

Bis zum 10-jährigen Kirchweihtag konnten alle Arbeiten beendet werden. Generalsuperintendent Günter Jacob, Cottbus, hielt am Himmelfahrtstag die Festpredigt im Gottesdienst.
Er hatte auch vor 10 Jahren die Kirche eingeweiht. In den folgenden Jahren wurde immer am Himmelfahrtstag ein Dankgottesdienst zur Erinnerung an den Wiederaufbau der Kirche gehalten.

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1973

Im Monat Juli wird unter erfreulicher Beteiligung von Helfern aus der Gemeinde vom Ehepaar Kittel das ganze Kirchendach umgedeckt und ein Teil neu eingedeckt mit Klosterbibern, die von der Friedenskirche abgekauft wurden. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt ca. 4.000,- Mark und blieben damit weit unter der Veranschlagung. Eine trockene Wetterperiode begünstigte die Arbeiten, aber z.T. herrschte glühende Hitze auf dem Dach. Organisator der Helfertruppe war der Ehrenälteste Richling. 
Im Frühjahr wurde in einer größeren Aktion ein Teil der alten Grundmauer des ehemaligen Kirchenschiffes in der Nähe der Apsis um mehrere Meter abgetragen, damit ein einigermaßen gleiches Niveau dieser Mauern erreicht wird. Die Schuttmasse, die dann verladen und abgefahren werden musste, war beträchtlich. Im Herbst konnte mit dem Abputz der alten Grundmauern fortgefahren werden, doch wird diese Arbeit, die nur von Maurern aus der Gemeinde an Sonnabenden geleistet werden kann, noch längere Zeit beanspruchen.

 

buch/bild/bau.gif Kirchturmsanierung 1991/1992

In den 80-iger Jahren ließ der Kirchturm eine Holzschindel nach der anderen fallen. Besonders an der West- und an der Südseite waren große Löcher entstanden. Das kirchliche Bauamt riet uns 1985, den Turm mit Kupferblech neu zu decken. Doch das konnten sich damals nur Gemeinden leisten, die sehr gute Beziehungen hatten.
Wir entschlossen uns, dem Beispiel der katholischen Gemeinde Heilig Kreuz in Frankfurt (O.) zu folgen. Sie hatten begonnen ihre gesamte Kirche mit Aluminium zu decken. Da war die Farbe das einzige, was sie aus den 'Westen' sich haben schenken lassen müssen. So begannen wir mit den Vorbereitungen. Holz wurde beschafft und im Kirchturm gelagert, die Ausleihe des Kirchengerüstes beantragt...
Nach den Wahlen im März 1990 hatte die Bundesregierung zu viel Ostgeld. Wir konnten der Gertraudgemeinde Kupferblechplatten abkaufen. Jetzt fehlte nur noch das Gerüst. Das kircheneigene war nicht verfügbar, das der Gerüstfirmen nicht bezahlbar. So kamen wir zur Firma Restaurierung und Bau GmbH, Rosengarten.

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1991

Am 3. November 1991 wurde die neu angefertigte Kapsel für die Turmkugel mit Zeitdokumenten gefüllt. Der Gemeindekirchenrat verfasste einen Bericht, der sich jetzt oben in der Turmkugel befindet. Hier ein Ausschnitt aus diesem Bericht: 

"Von den Herbststürmen des Jahres 1989 und von der Wende bekamen die Lebuser erst etwas zu spüren, als verstärkt Soldaten an der Oder eingesetzt wurden, um die Menschen an der Flucht in Richtung Westen über die Botschaften der BRD in Warschau und Prag zu hindern. Die Lebuser nahmen die politischen Unruhen des Herbstes 1989 und das Jahr 1990, das "Jahr der Entscheidung" relativ gelassen hin. Wir wurden immerhin vier mal an die Wahlurne gerufen, seit 1933 die ersten freien Wahlen in unserer Stadt auf dem politischen Sektor. Die friedliche Revolution in der DDR brachte uns am 01. Juli 1990 die Währungsunion und mit ihr die Halbierung der mühsam aufgesparten Mittel der letzten 20 Jahre der Kirchenkasse.
Einen entscheidenden Vorteil hatte die Wende für unsere Kirchengemeinde gebracht: die seit sechs Jahren geplante und vorbereitete Erneuerung des Kirchturmdaches konnte endlich ausgeführt werden.  Wir hoffen, dass wir mit dem Kostenvoranschlag von 185.000,- DM auskommen werden. Dabei werden 47.000,- DM von der Kirchengemeinde Lebus finanziert und die restlichen 138.000,- DM werden fremdfinanziert. Hierbei teilen sich der Bund (80.000,- DM), das Land Brandenburg (40.000,- DM) und der Stadtkirchenverband Köln am Rhein (18.000,- DM) die Mittel.
Wir bitten Gott um Gnade, diesen Turm vor Krieg und Feuer zu verschonen und viele Jahre für die Gemeinde zu erhalten."

1992

Die Turmkrone wurde am 24. Juni 1991 abgenommen. Die Kugel, wie ein Sieb durchlöchert - der Klempner zählte 934 Löcher -, konnte wiederhergestellt werden, ebenso die Windrose und die Sonne. Nur die alte Wetterfahne musste erneuert werden. Kugel, Sonne und die neu angefertigte Wetterfahne wurden vergoldet. 

Ein ehemaliger Lebuser besuchte uns im Juli 1991. Vor der zerschossenen Turmkugel kam die Erinnerung: "Da ist auch ein Loch von mir"

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Balkenkreuz

Vor der Evakuierung im Februar 1945 war er in den Schützengräben und hatte erlebt, wie die Turmkugel dem Volkssturm auf den Bergen zur Zielscheibe diente. Er war gerade sieben Jahre alt.

Im oberen Teil des Turmes war ein Balken durch eine Granate zerfetzt und bei der Eindeckung des Turmes 1951 nur behelfsmäßig ausgeflickt worden. Bei den Dacharbeiten am Turm wurde dieser Balken ausgewechselt.
Der Gemeindekirchenrat beschließt, die alten Balkenteile in der Kirche aufzubewahren. Sie sind Ende März 1992 im Form eines Kreuzes links neben der Kanzel von den Ältesten Wilhelm Arndt und Alexander Bonack aufgehängt worden. 


Das Bild der Eule in Verbindung mit unserer Kirche ist für uns neu. Anfang der achtziger Jahre war es der Storch. Er hatte sich unseren Schonstein auf dem Kirchdach ausgesucht. Das hat die Gemüter bewegt und wenigstens ein Sommerfest bestimmt. Wir haben ihn überzeugen können, den Lindenbaum an der Kirche als Heimstätte anzunehmen. Die Eule hatte der Zimmermann bei den Dachdeckarbeiten am Turm entdeckt, genauer gesagt, ihr Nest. Vertreiben wollten wir sie nicht. So hat sie gleich zwei Einflugöffnungen bekommen; wie Vogelhäuschen sehen sie aus an der Nordseite des Turmdaches. Die Junge Gemeinde hat sich nun die Eule gewählt und zu ihrem Zeichen gemacht. Das hat folgenden Grund: 

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Turmeulen

Anfang der 80-iger Jahre erreichte der "Kalte Krieg" seinen Höhepunkt. Die Aufrüstung mit Atomwaffen führte zu einem, bisher nicht gekanntem Protest. 
Die Friedensdekade - ihr Zeichen war das von den Schwertern zu Pflugscharen - wurde ins Leben gerufen. Wir sind auf den Kirchturm gestiegen, haben mit Trompeten und Posaunen geblasen, haben die Glocken geläutet und gebetet: "O Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens" - jeden November, 10 Tage lang, bis zur 'Wende'. 
Die Junge Gemeinde bekam die Erlaubnis, das Turmzimmer auszubauen. Geld wurde aus staatlichen Mitteln bewilligt und so wurde im Oktober 1992 begonnen, die Decke und die Wände abzuschlagen. Viel Zeit und Mühe haben die Jugendlichen für ihr Zimmer aufgewendet. Herr Kaettner hatte ihnen gezeigt, wie´s gemacht wird, Firma Büch spendete eine elektrische Fußbodenheizung.
Im Januar 1994 konnte dann die Christenlehre und der Konfirmandenunterricht im neuen Raum gehalten werden. Der Gemeinderaum war durch unseren Kindergarten belegt. Dessen Räume mussten auch umgebaut werden.

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1994

Zur Aufstellung des Gerüstes für die Turmarbeiten musste ein Teil des Kirchdaches aufgenommen werden. Es ist nicht gelungen, diese Stellen wirkungsvoll zu schließen. So entschloss sich der Gemeindekirchenrat zur Erneuerung des gesamten Daches. Das Gerüst wurde uns von der katholischen Gemeinde Frankfurt (O.) zur Verfügung gestellt. Im Dezember konnte mit der Südseite des Kirchdaches begonnen werden. Kurz vor dem Weihnachtsfest war diese Hälfte fertiggestellt. Dann kamen ein paar kalte Tage. Erst Ende Januar wurde dann auch die zweite Hälfte, die Nordseite fertig eingedeckt. Zusätzlich konnte die hohe Ruinenmauer an der Nordseite des Querschiffes mit Kupferblech gedeckt werden. Diese Mauern bereiteten uns zunehmend Sorge.

Während der Arbeiten am Kirchturm hatten wir die Hoffnung, auch die Ruinenmauern sanieren zu können. Der Architekt der Firma Restaurierung und Bau GmbH erarbeitete das Projekt, bestehend aus Baubefund, Sanierungsvorschlag und Zeichnung. Es wurde Grundlage für einen Beihilfeantrag an die Denkmalspflege des Kreises Seelow, ist aber nicht beantwortet worden. Die Zielsetzung war, die Mauern so wiederherzurichten, dass in späteren Zeiten darauf aufgebaut werden kann.

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1995

Als der Dachdecker im Dezember mit seiner Arbeit begann, fiel ein Stück Putz von der Decke.
Es sollte nicht bei dem einen bleiben. Wir entschlossen uns, nun auch die Kirche innen ausmalen zu lassen, nach 30 Jahren war das auch notwendig geworden. Zum 40. Kirchweihfest wollten wir eine schöne Kirche. Malermeister Jörg Riesner übernahm diese Arbeit. Vorher musste die elektrische Anlage überarbeitet werden. Sehr schnell half uns wieder die Firma Büch. Die Außenbeleuchtung soll noch in diesem Jahr werden. Im März war die Kirche eingerüstet. Der Wettlauf mit der Zeit begann. Ostern wollten wir wieder in der Kirche Gottesdienst feiern. Gründonnerstag holten die Maler ihr letztes Gerät ab. Nur mit Hilfe vieler fleißiger Hände, war es möglich, am Karfreitag den ersten Gottesdienst im frischrenovierten Kirchraum zu feiern.

Am 1. September 1993 wurde das Denkmal für die Gefallen des ersten Weltkrieges in seiner ursprünglichen Form in der Lindenstraße aufgestellt. Auch im Gedenkjahr, im 50. Jahr nach dem Kriegsende, ist in unserer Stadt kein Zeichen der Erinnerung an das Leid des letzten Krieges dazugekommen. Weihnachten 1990 hatten wir ein Kreuz an die Stelle gestellt, wo einst der Altar in unserer Kirche stand. Der Sturm hatte es umgerissen. Seit dem 8. Mai 1995 steht es wieder. 

Eine Andacht zum Gedenken an den 50. Jahrestag des Kriegsendes
wurde von der Jungen Gemeinde gestaltet. Wir legten unter das Kreuz:

Eine Handgranatenhülle  -  zur Erinnerung an die Getöteten im Krieg und in der Zeit danach;
Erde  -  für die geschundene Natur;
Bauschutt  -  für die zerstörten Häuser und die zerrissenen Familien;
Blumen  -  für die in der NS-Zeit Verfolgten.

Das Kreuz in der Kirche möge nun Zeichen des Gedenkens und der Mahnung sein.

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Gedenkkreuz

Ihr ratet mir an, zu vergessen.
Vergessen geschieht oder geschieht nicht.
Die Wunden tragen, sind noch am Leben.

So laßt ohne Ewigkeit den Atemzug
uns bedenken, den wir eben tun.

Wir wollen nicht,
daß die Gräber eingeebnet werden,
die Mahnungen der Kreuze 
in den Wind verweht,
weggespült vom Regen
die Last des Schmerzes.

Wir wollen, daß nicht um Helden,
sondern um Söhne getrauert wird, 
daß nicht die tönenden Vokabeln
aufbewahrt werden 
für den nächsten Gebrauch,
daß nicht Vergessen eingesetzt wird
in eine neue Rechnung des Grauens.

Aus einem Gedicht von Günter Eich.
(geboren 1907 in Lebus, gestorben 1975 in Salzburg)

 

 

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